Vor Jahren habe ich die faszinierenden Berichte von Erstbesteigungen und Bergtragödien förmlich verschlungen. Unvergesslich sind mir die Dramen, die sich an den Nordwänden der Alpen oder bei den Achttausendern im Himalaya abgespielt haben. Das Schicksal des Engländers George Mallory hat mich besonders berührt. Bei dem letzten seiner Erstbesteigungsversuche des Mt. Everest vor mehr als 70 Jahren im Alter von knapp 40 Jahren blieb er verschollen. Seine Leiche wurde nie gefunden. Es blieb ungewiss, ob er sein Ziel erreicht hatte.
Dann fiel mir im vergangen Jahr eine Zeitschrift in die Hände. In einem Exklusiv-Bericht wurde dort die Sensation präsentiert: Mallorys Leiche ist endlich gefunden worden! Eine Expedition hatte sich genau dies zum Ziel gesetzt und Erfolg gehabt. Die Bilder zeigten seinen wegen der großen Kälte dort oben unversehrt gebliebenen Körper. Für mich war dies erschütternd. Unbewusst hatte auch ich den Mythos, der um diesen Bergsteiger rankte, verinnerlicht. Die Bilddokumente riefen Wehmut in mir hervor, aber auch Ernüchterung. Denn hier war einer tragisch an einem großen Ziel gescheitert und hatte am Ende kapitulieren müssen.
Wie anders ging das bei Jesus Christus aus! Sein Leichnam wurde bis heute nicht gefunden, weil er auferstanden ist und lebt. Er brauchte nicht zu kapitulieren, im Gegenteil: Er hat den Tod besiegt. Sein Sterben am Kreuz war keine Niederlage, sondern das eigentliche Ziel seines Lebens. Denn er starb für uns, mit unserer Schuld beladen, damit wir durch den Glauben an ihn ewiges Leben haben. Das löst nicht Wehmut, sondern tiefe Freude bei mir aus.
Joachim Pletsch