Der deutsche Kaiser Wilhelm II. war ein Mann übermütiger Worte. Im Jahr 1900 gab es im fernen China einen Aufstand, bei dem auch Europäer gefangen genommen und getötet wurden. Wilhelm II. sah darin eine Gelegenheit, deutsche Großmachtpolitik zu demonstrieren. Eine 15000 Mann starke Truppe wurde aufgestellt und zur Strafexpedition nach China geschickt. Bei der Verabschiedung hielt Wilhelm II. eine mortialische Rede. Unter anderem sagte er: »Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! Wie vor tausend Jahren die Hunnen sich einen Namen gemacht haben, so möge der Name Deutscher auf tausend Jahre durch euch bestätigt werden …« Welche Überheblichkeit, welche Anmaßung, welche Brutalität spricht aus diesen Worten! Doch viele schrien damals laut: Hurra! Mit großen Worten lassen sich eben die Massen gewinnen – und zum Bösen verführen. Die Geschichte, gerade des 20. Jahrhunderts, zeigt das vielfältig. Christen kennen und anerkennen die Größe und Allmacht Gottes, deshalb können sie alle Großtuerei der Mächtigen richtig einordnen und als hohl und betrügerisch entlarven. Noch wichtiger aber ist, selbst frei zu werden von Großtuerei und Selbstüberhebung: Der allmächtige Gott, der allen Grund hätte, gewichtig vor den Menschen aufzutreten, machte sich selbst in Jesus Christus ganz gering und möchte so jedem Menschen von unten – nicht von oben herab – begegnen und ihn befreien vom Selbstbetrug allen Großtuns.
Als der Sohn Gottes auf die Erde kam, hatte er nur eine Krippe, und als er sie verließ, starb er den Tod eines Verbrechers am Kreuz. Wenn das nötig war, um mich vor der Verdammnis zu retten, welchen Grund sollte ich dann haben, groß zu tun und anzugeben? Günter Dürr