Vor einigen Monaten sind wir umgezogen. Die größte logistische Herausforderung stellte dabei unser Klavier dar, immerhin sollte es das enge Treppenhaus schadenfrei überstehen. Da wir weder die Ausrüstung noch die Muskeln für eine solche Mission haben, beauftragten wir ein Umzugsunternehmen. So kamen am vereinbarten Termin zwei kräftige Männer mit einem kleinen Lastwagen vorgefahren, ausgerüstet mit Rollbrettern, Decken und Tragegurten. Schnell war das Klavier in Decken verpackt und mit dem Rollbrett ins Treppenhaus gefahren. Nun stand der schwerste Teil bevor. Die Männer schnallten sich die Tragegurte um und hoben das schwere Stück an. Das alte Holz ächzte, als die Gurte die Last aufnahmen. Der eine Träger, ein junger Kerl, zitterte am ganzen Körper – und der Anblick des steilen Treppenhauses vor ihm trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. »Das schaff ich nicht!«, stöhnte er verzweifelt immer wieder. Sein Kollege machte ihm Mut. Aber alles gute Zureden half nichts. Die Aufgabe überstieg seine Kräfte. Die Mission wurde abgebrochen, und das Klavier wieder in die Wohnung geschoben. Erst einige Tage später kam ein anderer Mitarbeiter und bewältigte den Transport.
Die Situation erinnerte mich an eine Szene aus der Bibel. Jesus kam auf die Erde mit der klaren Mission, am Kreuz für die Schuld der Menschen zu sterben. Als es ernst wurde, spürte er, wie schwer diese Aufgabe war. Sie würde ihn alles kosten. Die Last unserer Schuld würde ihn zu Tode erdrücken. Im Garten Gethsemane rang er unter heftigen Schweißausbrüchen darum, ob er diesen Weg wirklich weitergehen sollte. Aber er entschied sich, die Mission nicht abzubrechen. Die Liebe zu uns verlorenen Menschen siegte. Gott sei Dank.
William Kaal