»Schwere Stunden«

Unfassbar. Er hatte doch nur im Urlaub einem anderen seine Hilfe angeboten. Die etwas größere Schwellung einer Lymphdrüse am Hals war doch sicher nur auf die dabei erforderliche einseitige Belastung zurückzuführen. Doch nun stand die Diagnose fest: Lymphdrüsenkrebs. Aus den unbeschwerten Urlaubstagen war plötzlich ein Albtraum geworden. Doch alles Grübeln über das »Warum?« war umsonst. Die Tatsache stand fest. Weitere Untersuchungen bestätigten die vom Arzt gestellte Diagnose. In der umgehend eingeleiteten Behandlung, die sich über einige Monate hinzog, gab es ein Auf und Ab.
Wie häufig in unserem Alltag begegnen uns unerwartete Störungen, die uns aus dem gewohnten Rhythmus bringen und uns manchmal sogar Angst machen! Von woher auch immer ein Unglück kommt, es löst Fragen aus: »Wo war Gott und warum hat er das Unglück nicht verhindert?« Es fällt uns schwer, in den Fügungen des Lebens Gottes Absicht und Plan zu erkennen, geschweige denn ein Ja dazu zu finden. Doch er hat auch dann »die Hand im Spiel«, wenn wir lieber von seiner Abwesenheit reden.
Der Prophet Amos sagt uns, dass nicht nur im Glück, sondern auch im Unglück Gott zu finden ist. Seine Absicht ist es stets, uns damit zu dienen und unser Vertrauen auf ihn zu stärken. Viele unserer Fragen werden nicht beantwortet. Aber das Wissen um Gottes unendliche Liebe gibt Kraft, auch in schwierigen Situationen an ihm festzuhalten. Er trägt den, der ihm vertraut, durch kritische Situationen hindurch und ist bereit zu helfen: »Ich bin bei ihm in der Not« (Psalm 91,15). Seine Zusagen sind auch heute gültig. Deshalb können »schwere Stunden« Spuren des Segens in unserem Leben hinterlassen, bei uns und bei anderen. Walter Ulmer