Es gibt wohl keinen Teil der Heiligen Schrift, um den sich mehr Fragen und Legenden ranken, als um das letzte Buch der Bibel. Bereits der geläufige, aus dem ersten Vers des griechischen Urtextes entlehnte Titel - »Apokalypse« - klingt äußerst geheimnisvoll.
Hinzu kommt, dass die Offenbarung bereits nach ihrem ersten Vers ein Geschehen behandelt, das sich »bald«, also zu einem unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft erfüllen soll. Und die Zukunft ist aus menschlicher Sicht ungewiss. Auch die Sprache dieses Bibelbuches mutet fantastisch und rätselhaft zugleich an: Es ist von merkwürdigen Wesen mit unzähligen Augen die Rede, von einem Lamm, einem Drachen, einer Schlange etc. Damit erinnert der Text ein wenig an uns bekannte Märchen und Sagen. Auch der Ort des Geschehens wechselt immer wieder: Einmal spielen die Entwicklungen auf der Erde, dann wieder an einem himmlischen, jenseitigen Ort.
Schließlich thematisiert die Offenbarung erschreckende Ereignisse. Es werden globale politische und Naturkatastrophen und schließlich sogar das Ende des uns bekannten Kosmos beschrieben. Es erstaunt daher nicht, dass sich von der Zeit ihrer Veröffentlichung an bis heute unzählige Spekulationen über die konkrete Bedeutung der Vorhersagen und die Zeit ihres Eintreffens herausgebildet haben. Und für viele Leser bleibt es das sprichwörtliche »Buch mit sieben Siegeln«.
Kann man diesen Schlussabschnitt der Bibel überhaupt verstehen? Kann man ihn mit Gewinn lesen? Ich möchte versuchen, gemeinsam mit Ihnen einen Zugang zu diesem geheimnisvollen Buch zu bekommen. Dabei möchte ich den Text nüchtern betrachten: Wilde Spekulationen werden Sie deshalb vergeblich suchen. Markus Majonica