Wie freundlich war jene türkische Familie im Kreis Freudenstadt!
Ich war zu Besuch in der kleinen Wohnung. Schlicht, einfach, doch orientalisch gemütlich war sie eingerichtet. Wie ein Fest war es für diese Leute, wenn ein Deutscher über ihre Schwelle trat. Süsse Köstlichkeiten aus ihrem Heimatland stellte die liebe Türkenfrau auf den Wohnzimmertisch. Nach einer Weile angeregter Unterhaltung wartete auf mich noch eine besondere Überraschung. Der gastfreundliche Hausvater lief eilfertig zu einem Schrank und hielt mir plötzlich eine übergroße Flasche mit einer Art »Kölnisch Wasser« vor die Nase. Schon beim Öffnen der Flasche erfüllte ein starker, nach Blumen duftender Geruch den Raum.
»Nix Ramschwasser - gut, gut«, beteuerte er aufgeregt. Dann kippte er die Flasche und schüttete mir eine gute Portion des Inhalts auf den Kopf. Eigenartig! »Da rieche ich nachher noch kilometerweit gegen den Wind«, dachte ich spontan. Doch es war ein Ausdruck von Zuneigung, von Herzlichkeit - allerdings von ganz anderer Art, als ich's gewohnt war. Die Maria in der Bibel vergoss aus Liebe zu Jesus das mitgebrachte Öl, ganz und gar. Sie mußte dazu das Glasfläschchen zerbrechen. Alles für Jesus Christus, den Sohn Gottes. Damals staunten alle, wenn sie es auch für eine grobe Verschwendung hielten. Ein ganzes Jahr lang musste ein Tagelöhner für dieses edle Wasser arbeiten. Doch Maria gehörte Jesus. Wer ihm gehört, dem sollte nichts zuviel, nichts zu teuer, nichts zu kostbar sein. Auch wir sollten ihm kein Ramschwasser anbieten. Er ist unser Leben wert. Das Beste für ihn! Ralph Doll