Als Planer lässt man im Kopf, dann im Computer und später auf dem Papier einen Bau entstehen. Dabei wünscht man sich eine Planung, bei der die Technik mit der Architektur in vollkommener Weise übereinstimmt. Alles sollte so gut vorbereitet sein, dass die Handwerker auf dem Bau nur noch blind den Plänen folgen müssen. Das würde die Bauzeit verkürzen und die tatsächlichen Kosten stark reduzieren - eben, wenn alles perfekt durchgeplant und ausgeführt wurde.
Trotz fast zwanzigjähriger Praxis muss ich eingestehen: Kein Projekt von mir hat dieses Ziel erreicht. Im Kollegenkreis fragen wir nach jedem Projekt durchaus selbstkritisch, was gut und was schlecht gelaufen ist, und was nächstens besser gemachten werden kann. Doch bei jedem Projekt muss festgestellt werden, dass Mängel in der Planung immer wieder zu Problemen auf der Baustelle führen.
Ein Projekt möglichst gut zu planen und abzuwickeln, wird immer mein Ziel bleiben. Trotzdem habe ich gelernt, dass Fehler machen, Vergesslichkeit, Unachtsamkeit usw. zum Menschsein dazugehört, auch bei einem Planer und Projektleiter. Zusammenarbeit wird dann unangenehm, wenn man es mit Kollegen zu tun hat, die mit diesen menschlichen Unzulänglichkeiten anderer nicht rechnen wollen, eigene Mängel aber gern vertuschen oder bagatellisieren möchten. Ist ein Kollege jedoch bereit, einen Fehler von mir auszubügeln, werde ich über ein Versäumnis seinerseits gerne hinweghelfen.
Wir alle haben Vergebung nötig, denn keiner von uns ist perfekt. Wir müssen auch nicht so tun als ob! Gott hat uns längst durchschaut - und ist bereit, alles »auszubügeln«. Ein »Danke« ist das allermindeste, was wir ihm dafür geben sollten.
Gerhard Kimmich