Für den 58-jährigen Karl B. (Name geändert) muss es keinerlei Hoffnung mehr gegeben haben. Anfang 2008 fanden zwei Jäger seine schon mumifizierte Leiche auf einem Hochsitz in der Nähe des Örtchens Schlarpe bei Göttingen. Dorthin hatte Karl B. sich zurückgezogen und zu Tode gehungert. Über seine letzten Lebenstage führte er genau Protokoll, ein erschütterndes Dokument der Verzweiflung als letzte Botschaft an die Nachwelt.
Karl B. war ein gebildeter und fleißiger Mann, dessen Existenz irgendwann durch Arbeitslosigkeit und eine gescheiterte Ehe aus der Bahn geworfen wurde. Der stets zuverlässige und ehrliche Außendienstmitarbeiter fasste nicht mehr Tritt. Er vereinsamte zunehmend, verlor jede Hoffnung und sprach von Selbstmord.
Im Herbst 2007 war er mit seinem Fahrrad unterwegs. Er entdeckte den einsamen Hochstand im Wald bei Schlarpe und erstieg ihn in der festen Absicht, ihn nicht mehr lebend zu verlassen. Nach Auswertung des Tagebuches geht die Polizei davon aus, dass Karl B. mindestens 24 Tage auf dem Hochsitz ohne Nahrungsaufnahme ausharrte. Einmal wäre er beinahe entdeckt worden, als ein kleiner Junge den Hochstand hinaufklettern wollte, aber von seinem Vater zurückgerufen wurde.
Kennen Sie auch Phasen der Mutlosigkeit und Verzweiflung? Gott hat Sie auch dann nicht aus den Augen verloren, sondern will Ihnen nur zeigen, dass Sie ohne ihn nicht klar kommen. In die Welt der Hoffnungslosen und der Lebensmüden ruft Jesus hinein: »Kommt her zu mir alle ihr Mühseligen und Beladenen und ich werde euch Ruhe geben« (Matthäus 11,28). Martin von der Mühlen