Der massive Holzzaun, der unser Grundstück zum Nachbarn abgrenzte, war in die Jahre gekommen und ziemlich morsch. Die Sonne hatte Mühe, ein paar Strahlen durch die Ritzen zu schicken. Wir hatten Schattengewächse gepflanzt. Die Sträucher versuchten, sich hochzurecken, um ein bisschen von den wärmenden Sonnenstrahlen abzubekommen. Da unser kleiner Nachbarsjunge erfolgreich mit kleinen Tritten fast mühelos einige Zaunlatten abbrechen konnte, entschlossen wir uns, den alten Gartenzaun zu entfernen. Jetzt erst merkten wir, wie sehr der Zaun uns jeden Blick zum Nachbarn hinüber versperrt hatte.
So hat es wohl Paulus gemeint, als er davon schrieb, dass der Zaun abgebrochen ist. Umzäunung kann Geborgenheit geben, aber auch Enge und Abschottung. Wenn wir unseren Nachbarn nicht sehen können und kein Gruß hinüber möglich ist, dann ist die Voraussetzung für eine gute Nachbarschaftsbeziehung stark eingeschränkt.
In unserem Bibeltext geht es um einen weit größeren Beziehungsmangel, nämlich um unsere
Entfremdung von Gott, dem Schöpfer, und auch um die Entfremdung unter uns Menschen. Da geht es um mehr als nur Blickkontakt. Die Trennung des Menschen von Gott hat Jesus Christus durch sein Kommen auf die Erde und seinen Tod am Kreuz beseitigt. Jeder, der dem Sohn Gottes im Glauben an sein Erlösungswerk sein Leben anvertraut, wird dankbar erkennen und genießen, dass der Friede Gottes ihn erfüllt.
Der Zaun zu unserem Nachbarn ist weg. Jetzt haben wir den nahen Kontakt zu ihm, grüßen einander und trinken auch mal gemeinsam eine Tasse Kaffee. Und wir tauschen auch Worte, die über das Wetter hinausgehen. Es ist wohltuend für uns, dieses Leben ohne Zaun. Eberhard Liebald