Heute vor 300 Jahren bestieg in Preußen König Friedrich Wilhelm I. den Thron. Sein Leben wurde von zwei Grunderfahrungen bestimmt: die Erfahrung der Verschwendungssucht seines Vaters einerseits und der Machtlosigkeit Preußens andererseits. Dies brachte ihn zu einer Politik, die auf Förderung von Wirtschaft und Handel, auf Sparsamkeit und auf ein starkes Stehendes Heer ausgerichtet war. So gehörte es zu seinen ersten Amtshandlungen, die Finanzpolitik auf eine solide Basis zu stellen. Weitere wichtige Punkte waren die Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Preußen (1717), um die Lage der Bevölkerung durch Bildung zu verbessern, und die Aufnahme vertriebener Evangelischer, um die Zahl der Bevölkerung seines Landes zu erhöhen (ab 1731).
Auf der anderen Seite war sich der calvinistisch erzogene Prinz seiner Verantwortung vor Gott als Herrscher bewusst. »Der liebe Gott hat Euch nicht auf den Thron gesetzt, um zu faulenzen, sondern um zu arbeiten!«, schrieb er seinem Nachfolger. Der König stand den pietistischen Ideen August Hermann Franckes nahe, die seine Politik mitbestimmten. So gründete er die Berliner Charité als Hospital für die Bevölkerung. Unter ihm entstand das preußische Berufsbeamtentum, das sich durch Fleiß, Pflichterfüllung und Unbestechlichkeit auszeichnete. Das Leben des Königs selbst war von diesen Kriterien gekennzeichnet.
Heute wünschte man sich solche Werte bei Politikern dringend zurück. Auch wenn Friedrich Wilhelm darunter litt, dass seine Politik ihm nur wenige Freunde im Staat machte, setzte er seine Verantwortung vor Gott über menschliche Anerkennung. Auch diese Haltung lassen Politiker heute häufig vermissen. Bernd Hüsken