In dem Märchen von der »klugen Else« erzählen die Brüder Grimm, wie die Eltern ihre Tochter Else in den Keller schicken, um einen Krug Bier zu zapfen. Als Else nicht wiederkommt, gehen die Eltern hinterher und finden sie weinend auf einem Schemel sitzen. Else erzählt, warum sie so weinen muss. An der Wand hängt eine Hacke, und sie denkt sich, dass, wenn sie später einmal ein Kind hat und das Kind in den Keller geht, dem Kind die Hacke auf den Kopf fallen könnte, und darüber muss Else weinen.
Vielen Leuten geht es wie Else. Sie machen sich unentwegt Sorgen um Zukünftiges und vergessen darüber das Heute. Ihre Gedanken kreisen um nichts anderes mehr als um die möglichen Unglücke, die sie treffen könnten. Wie die kluge Else sitzen sie da, fürchten sich vor der Zukunft. Es gibt natürlich Dinge, die uns Angst machen. Hinter solchen Ängsten steckt aber oft nichts anderes als die große Urangst, die Furcht vor dem Tod. Gegen diese Furcht hilft keine irdische Vorsorge.
Aber es gibt ein Mittel dagegen. Jesus, der nicht nur unsere Sorgen kennt, sagt: »Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben« (Matthäus 11,28). In Bethanien sagte Jesus zu Martha: »... wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist.« Martha wollte das glauben, und wir müssen es glauben. Wenn wir uns auf Jesu Worte verlassen, können wir frei werden, auch von der Furcht vor dem Tod. Wir dürfen mit Zuversicht der Zukunft begegnen. Wir verlieren uns dann nicht in allerlei Vorsorgemaßnahmen, sondern erhalten uns die Freude am Leben. Wir bleiben nicht wie Else im Keller sitzen, um im Trübsinn zu versinken, sondern atmen auf und leben. Karl-Otto Herhaus