Eberhard war Prokurist in einem mittelständischem Unternehmen mit 700 Mitarbeitern und beim Chef beliebt. Seine Mails kamen zu jeder Tages- und Nachtzeit. Fleißig und gut war er, sehr gut. Er nahm keine Rücksicht auf sich selbst, dachte beständig an seine Karriere. Er verdiente sehr gut, denn sein Chef wusste seinen Einsatz zu schätzen. Nur seine Mitarbeiter mochten ihn nicht.
Manchmal wird man mit diesem unangenehmen Typ Mensch konfrontiert: Er kann rigoros Kritik austeilen, sieht sich aber selbst als absolut unfehlbar. Selbstgerechte Menschen bringen das eigene Blut in Wallung, und man steht ihnen am Ende einer kräftezehrenden Diskussion oftmals fassungslos gegenüber. Selbstvertrauen ist für die Karriere scheinbar von Vorteil, wenn dieses jedoch in Arroganz und absolute Unfähigkeit, Kritik anzunehmen, mündet, wird der Umgang mit manchen Menschen ein schwieriges Unterfangen.
Der Tag kam, dass Eberhard seine Millionen-Villa beziehen konnte. Doch zum Einzug sagte seine Frau ihm: »Du kannst unten in die Einliegerwohnung ziehen, ich ziehe mit meinem Freund oben ins Haus.« Daran zerbrach der sehr gute Mitarbeiter und fiel in eine schwere Depression, die schließlich auch den Verlust seiner Arbeitsstelle nach sich zog. Sein Ansehen, seine Selbstsicherheit und Arroganz waren dahin. Wie ein Häuflein Elend stand er nun da.
Doch Eberhard kam zurecht, weil er den kennenlernte, der den Demütigen GNADE gibt. Sein Verlust, sein Zerbruch führte dazu, über die wirklich wichtigen Dinge des Lebens nachzudenken. Karriere, Gesundheit, Geld, Wohlstand, Status verlieren ihren Wert, wenn es ums Überleben geht. Die Ewigkeit nach dem Tod ist die Realität, an der all unser Tun gemessen wird. Peter Lüling