In der Namib-Wüste in Namibia, dem früheren Deutsch-Südwest-Afrika, wächst eine Pflanze, die es weltweit nur hier gibt. Die Welwitschia mirabilis hat ihren Namen nach dem österreichischen Botaniker und Arzt Dr. Friedrich Welwitsch erhalten, der sie als Wunderpflanze ansah. Als er 1869 diese Pflanze entdeckte, soll er auf die Knie gegangen sein und dem Schöpfer von so etwas Außergewöhnlichem erst einmal gedankt haben. In der Wüste östlich von Swakopmund gibt es Exemplare, die bereits über 1500 Jahre alt sind. Die saftig grün aussehenden ledrigen Blätter sind etwa 30 Zentimeter breit. Sie liegen auf dem Wüstenboden und sind täglich dem meist wolkenlosen Wüstenhimmel ausgesetzt. Wie kann ein und dieselbe Pflanze 1500 Jahre bei solchen Extrembedingungen (40 Grad Lufttemperatur in der Mittagshitze) überhaupt überleben? Was ist das Geheimnis dieser Pflanze?
Die Blattoberfläche der Welwitschia enthält eine zu den Umgebungsbedingungen exakt angepasste Porenzahl von 86 pro Quadratmillimeter. Diese Poren (Stomata, Spaltöffnungen) sind morgens geöffnet, so dass die Feuchtigkeit des häufig vom nahen Atlantik kommenden Nebels aufgenommen und im Blatt gespeichert wird. Nimmt die Luftfeuchtigkeit mit aufsteigender Sonne ab, werden die »Jalousien« mit Hilfe eines genialen Mechanismus verschlossen. In der größten Mittagshitze besteht die Gefahr, dass die Blätter verwelken. Deshalb werden nun die Jalousien wieder geöffnet, und von dem gespeicherten Wasser wird nach und nach etwas freigegeben. Es verdunstet auf der Blattoberfläche, und dabei wird Verdunstungskälte frei. So setzt das Blatt während der heißesten Tagezeit eine wirkungsvolle Klimaanlage in Betrieb. Werner Gitt