In dem berühmten Rühmann-Film »Der Hauptmann von Köpenik« zieht der Schuster Wilhelm Voigt die Bilanz seines Lebens:
»Und denn stehste vor Gott, dem Vater, stehste, der allens jeweckt hat, vor dem stehste denn, und der fragt dir ins Jesichte: Willem Voigt, was haste jemacht mit deine`Leben. Und da muss ik sagen – Fußmatte, muss ik sagen, die hab ik jeflochten im Jefängnis. Und denn sind se alle druff rumjetrampelt, muss ik sagen. Und zum Schluss haste jeröchelt und jewürgt, um det bisken Luft, und denn war´s aus. Det sagste vor Gott, Mensch! Aber der sagt zu dir: Jeh weck, sagt er! Ausweisung! Sagt er. Dafür hab ik dir det Leben nicht jeschenkt! Sagt er. Det biste mir schuldig. Wo is et? Wat haste mit jemacht?«
Jawohl, einmal wird Gott fragen, was wir mit dem von ihm geschenkten Leben gemacht haben. Ich meine, dass es dann nicht darum geht, ob wir es weiter brachten als der arme Schuster Voigt, sondern ob wir das Ziel erreichten, das Gott von uns allen erwarten muss. Wir sollen nämlich die Schöpfung betrachten und von ihr aus auf einen gewaltigen Schöpfer schließen. Und wir sollen auf unser Gewissen hören und dann eingestehen, dass wir nicht so sind, wie wir sein sollen. Dann werden wir bereit sein, Gottes Gnadenangebot in der Bibel anzunehmen. Nichts weiter sollen auch alle schweren und alle schönen Erlebnisse während unseres ganzen Lebens bezwecken. Alles ist ein Ruf unseres barmherzigen Gottes zur Umkehr zu ihm. Man kann natürlich an den Zufall glauben und das Gewissen mit Ausreden zum Schweigen bringen. Aber dann wird Gott tatsächlich sagen: »Geh weg! Dafür habe ich dir das Leben nicht geschenkt.« Das wäre allerdings schrecklich.
Hermann Grabe