Ärgerlich steht die große Schwester neben der Wiege: Das Brüderchen schreit schon seit gefühlten Stunden! Da kommt dem kleinen Mädchen ein Einfall: Es nimmt ein schweres Sofa-Kissen und legt es auf das Gesicht des störenden Schreihalses. Und tatsächlich: Schon kurze Zeit später ist endlich Ruhe eingekehrt! Zum Glück kommt die Mutter in diesem Moment ins Zimmer. Sie begreift sofort den Ernst der Lage, reißt das Kissen vom Gesicht ihres Sohnes und nimmt das Baby hoch. Das fängt kurze Zeit später wieder an zu atmen und schreit lautstark. Welch eine Erleichterung! Die Mutter beruhigt ihr Kind liebevoll und stillt es an ihrer Brust. Das Baby fängt an zu trinken, entspannt sich im warmen und vertrauten Arm der Mutter und ist kurz darauf eingeschlafen. Satt, zufrieden und beruhigt. Der Vorfall ist gut ausgegangen – und aus dem kleinen Schreihals ist inzwischen ein netter junger Mann geworden.
Zweimal war das Baby still. Einmal wurde sein Schreien brutal unterdrückt, einmal von der Mutter liebevoll beruhigt. Man kann in dem Schreien des Kindes das Rufen jedes menschlichen Herzens sehen. Wir alle schreien nach Liebe, nach Angenommensein, nach Vergebung, nach Erlösung, nach Frieden und Sinn. Auf unterschiedliche Weise kann dieses Schreien zum Schweigen gebracht werden. Wird es unterdrückt, erstickt und abgewürgt? Oder wird der Mensch gestillt, getröstet und zur Ruhe gebracht? Gott als unser Schöpfer ist der Einzige, bei dem unsere aufgewühlten Herzen zur Ruhe kommen. Nur er kann unseren Hunger, unser Schreien und unsere Sehnsucht stillen. Wenn ein Mensch zu Jesus Christus kommt, dann kehrt Frieden in sein Leben ein. Sein Schreien wird nicht unterdrückt und in Grabesstille verwandelt, sondern er findet wirkliche Ruhe, Nahrung und Geborgenheit.
Elisabeth Weise