Ich verbrachte eine Zeit in Quito, Ecuador, und arbeitete in einem christlichen Kinderheim. Dieses Land fand ich einerseits faszinierend mit seiner Kultur, der wunderschönen und einmaligen Natur, mit den Menschen dort und mit der Arbeit im Heim. Anderseits war es unheimlich, und mir wurde vor allem die Macht Gottes durch die Natur bewusst, merkt man dort doch, wie gefährlich dünn unsere so sicher erscheinende Erdkruste ist.
Ich saß eines Tages in einer kleinen Vorschule und telefonierte mit meiner Mutter, als ich plötzlich ein ungewöhnliches Rauschen hörte und einige Sekunden später merkte, dass das ganze Haus zu schwanken begann. Schnell sagte ich meiner Mutter nur noch, dass ich aus dem Haus laufen müsste, dann legte ich auf und rannte ins Freie. Es bebte etwa fünf Sekunden, dann war alles wieder still. Draußen traf ich meine Kollegen, die auch schnell das Haus verlassen hatten. Später erfuhr ich, dass das Beben die Stärke vier bis fünf hatte. Gott sei Dank war aber in unserer Gegend nichts eingestürzt.
Genau vier Wochen später war ich allein in der Wohnung und wieder hörte ich abends dieses Rauschen, und ein paar Sekunden später fing es an zu beben. So schnell es gekommen war, ging es auch wieder vorbei. Die Gitterstäbe der Fenster bebten noch eine ganze Weile. Zitternd ging ich zu den Erziehern hinunter ins Erdgeschoss. Es gingen mir viele Gedanken durch den Kopf: Wäre ich wirklich bereit gewesen, vor Gott zu treten, wenn das Haus über mir zusammengefallen wäre? Setze ich mein Leben sinnvoll ein? Wie stark ist mein Vertrauen auf Gott? Nach diesem Erdbeben begann ich, Wichtiges und Unwichtiges besser auseinanderzuhalten. Dina Seel