Jeder hat diesen Satz als Kind zu hören bekommen. Wenn die ersten Fahrradfahrversuche mit aufgeschürften Händen und offenen Knien endeten, trösteten uns unsere Eltern damit, dass Zeit Wunden heilt. Wir haben uns so daran gewöhnt, dass wir nicht mehr darüber staunen, dass selbst schwere Verletzungen ganz spurlos verheilen können. Kaum auszudenken, wie wir aussähen, wenn alle Wunden unseres Lebens offengeblieben wären!
Dabei ist das, was in der Natur alltäglich ist, in der Technik unvorstellbar. Niemand käme auf die Idee, sein Auto mit gebrochener Achse so lange in die Garage zu stellen, bis der Schaden verheilt ist. Im Gegenteil, alles, was einmal kaputt gegangen ist, bleibt kaputt - und muss aufwändig repariert oder ausgetauscht werden. Wissenschaftler haben jetzt damit begonnen, Werkstoffe zu entwickeln, die Selbstheilungsmechanismen aufweisen. So sollen beispielsweise Schäden selbständig dadurch heilen, dass sich bei einem Unfall kleinste Klebstoffkapseln öffnen und den Riss verkleben. Auch wenn dieser innovative Ansatz kleine Erfolge aufweist, funktioniert er doch nur in sehr eingeschränktem Maße und zeigt eigentlich, dass es für uns Menschen unmöglich ist, echte Heilung zu bewirken.
Im Brief an seinen Freund Titus schreibt Paulus vom »Heiland-Gott«. Offensichtlich gehört es zu Gottes Wesen, dass er im Gegensatz zu Menschen heilen kann - und Kaputtes nicht einfach austauscht. Das kann man täglich in seiner Schöpfung beobachten. Seine Heilungsfähigkeit ist aber nicht auf äußere Verletzungen beschränkt. Paulus macht deutlich, dass der Mensch innerlich zerstört ist, und dass sich genau hier Gottes heilende Kraft am deutlichsten zeigt.
William Kaal