Der Bericht vom Turmbau zu Babel hat mich schon immer sehr interessiert. Er macht deutlich: Wir Menschen wollen hoch hinaus, ob nun in der Politik, in der Wirtschaft, im Sport oder eben wie hier bei einem riesigen Bauwerk. Ist es denn verkehrt, wenn Menschen sich beeindruckende Denkmäler setzen wollen? Wenn wir fleißig sind, Entbehrungen auf uns nehmen, um ein angestrebtes Ziel zu erreichen, kann Gott doch daran keinen Anstoß nehmen, oder? Warum hatte Gott etwas gegen diesen Turmbau, mit sich die Menschen »einen Namen machen« wollten, wie die Bibel sagt?
Viele Türme sind in den Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte gebaut worden, wunderbare Dome wie der Kölner Dom und das Ulmer Münster. Oder der Eiffelturm als unübersehbares Wahrzeichen von Paris, das von einer großartigen Ingenieurleistung Zeugnis gibt. Auch die beiden Türme des World Trade Center in New York, Symbole für Erfolg und Wirtschaftsmacht, beeindruckende Bauwerke waren, ehe sie durch die Terroraktionen vom 11. September 2001 zerstört wurden.
Wir müssen nach dem Motiv fragen, das zu dem gigantischen Bauvorhaben in Babel geführt hat. Gott fragt nach den Motiven, die unserem Handeln zugrunde liegen, ob wir uns an seine Stelle setzen wollen oder ob wir ihn als Herrn unseres Lebens akzeptieren. Bei der Bauaktion von Babel stand fest, dass es um menschliche Selbstüberhöhung ging. Das konnte Gott nicht hinnehmen, dass sich das Geschöpf über den Schöpfer stellte. Er griff ein und beendete durch die Sprachenverwirrung und die anschließende Zerstreuung der Menschen dieses ehrgeizige Vorhaben. Das gilt bis heute: Zuletzt wird von allem, was sich gegen Gott erhebt, nichts übrig bleiben. Eberhard Liebald