Es gibt nur wenige Bücher, die so viel Aufsehen erregt haben wie das von Darwin »Über die Entstehung der Arten .« Es erschien am 24. November 1859 und entwickelte die Grundzüge der Evolutionstheorie. Zum Streitobjekt wurde diese Theorie neben anderem deshalb, weil in ihr Gott als der Schöpfer für jeden Menschen erfahrbar sozusagen abgeschafft wurde. Verstärkt wurde diese Tendenz, weil die Jünger Darwins seine Theorie in einer Weise fortschrieben, verallgemeinerten und radikalisierten, dass wenig vorgebildete Menschen nicht leicht die ideologische Absicht dahinter erkennen konnten, die darin besteht, Gott aus dem Denken der Menschen zu entfernen.
Die eigentliche Frage für die Menschen und für die Christen insbesondere wurde von Darwin daher nicht zum ersten Mal formuliert, sondern nur verschärft. Sie lautete: Wie ist das Verhältnis von Glaube und Wissenschaft zu sehen? Was wir uns meistens nicht deutlich genug machen, ist die Tatsache, dass zum Wesen der Wissenschaft der Zweifel gehört. Der Wissenschaftler darf in Bezug auf seine Arbeit nicht vermuten, nicht glauben, er muss sogar zweifeln, solange er nicht zweifelsfrei weiß. Nehmen wir diesen Satz ernst, ist leicht einzusehen, warum aus der Wissenschaft kein Glaube erwachsen kann. Die Sphäre Gottes bleibt dem menschlichen Erkenntnisvermögen verschlossen, es sei denn, Gott offenbart sich dem Menschen. Die Offenbarung erzeugt Glauben, der ein Verstehen schafft, das in der Schöpfung den Schöpfer erkennt und im Menschen das Geschöpf Gottes. Nur hieraus erwächst die in unserer Zeit so notwendige Ehrfurcht vor dem Leben. Karl-Otto Herhaus