Heute vor 70 Jahren wurde Gandhi wieder aus dem Gefängnis entlassen, in das er wegen seines »Feldzuges des Ungehorsams« gegen die Kolonialmacht England gekommen war. Gandhi propagierte den absolut gewaltfreien Kampf und hat damit am Ende Erfolg gehabt - wenn man von den schweren Kriegen nach der Befreiung absieht (12 Millionen Tote). Weltweit vereinte sein Vorgehen viele Kriegsgegner unter dem Slogan: Frieden schaffen ohne Waffen! Sie wollen an das Gute im Menschen appellieren, an das sie trotz aller Enttäuschungen glauben; aber hat im Falle Gandhis oder Martin Luther Kings das Gute im Menschen gesiegt? Wie wäre es beiden ergangen, wenn sie es mit Hitler, Stalin oder Mao zu tun gehabt hätten?
Vielmehr waren es in beiden Fällen die rudimentären Reste der christlichen Ethik, das puritanische Erbe in England und Amerika, das diese Staaten vor der äußersten Gewalt zurückschrecken ließ. Dem haben wir in Westdeutschland nach dem 2. Weltkrieg auch die Möglichkeit zum »Wirtschaftswunder« zu verdanken. Nein, auf das Gutsein der Menschen kann man nur setzen, wenn man erstens sich selbst nicht kennt und zweitens die Augen vor den Gräueln des 20. Jahrhunderts verschließt und vor allem, wenn man Gott leugnet, der die Quelle alles Guten ist und der von uns Menschen gesagt hat, dass in uns nichts Gutes wohnt (Psalm 14). Das ist nicht sehr schmeichelhaft, aber leider wahr. Was können Christen nun für den Frieden tun? Gott sagt, wir sollen für die Obrigkeiten beten. Darüber hinaus können wir in unserem Wirkungskreis Frieden stiften, wenn dadurch nicht Gottes Gebote übertreten werden.
Hermann Grabe