Vor einem Jahr berichteten alle Zeitungen von zwei Lebensmittelskandalen: In Tiefkühl-Lasagne fand sich – nicht gesundheitsschädigend, aber doch unappetitlich – Pferdefleisch. Und Millionen von Bio-Freilandeiern entpuppten sich bei Kontrollen als Eier von Hühnern, deren Haltung kaum den Normen für gewöhnliche Eier entsprach. Etikettenschwindel also. Darüber empörten sich Verbraucher, Politiker und ehrliche Bauern, und viele riefen laut nach strengeren Kontrollen.
Aber gibt es Etikettenschwindel nur in der Lebensmittelindustrie? Ist nicht auch bei uns Menschen oft etwas anderes drin als draufsteht? Da lautet die offizielle Bezeichnung »Christ«, doch »Atheist« wäre ehrlicher. Und jeder kennt Menschen, die sich selbst »wert-konservativ« oder »nächstenliebend« nennen, und doch wären Attribute wie »Tabubrecher« oder »nachtragend« treffender.
Ja, Bezeichnung und Inhalt stimmen oft nicht überein. Dabei ist jedem von uns klar, dass der Inhalt nie durch die Bezeichnung verändert werden kann. Pferdefleisch verschwindet nicht, auch wenn man noch so oft »Schweinefleisch« auf die Lasagne-Packung schreibt. Und Eier aus Bodenhaltung werden durch keine noch so hübsch bemalte Verpackung zu echten Bio-Eiern.
Und auch, wenn ein Mensch durch Taufe oder Konfirmation das Etikett »Christ« erworben haben, ist er das noch lange nicht. Denn Christ ist man nur, wenn man Christus im Herzen hat. Die Bibel sagt, dass Christus im Herzen derjenigen Menschen wohnt, die wirklich an ihn glauben. Und nur bei diesen Leuten stimmen trotz aller Ecken und Kanten Bezeichnung und Inhalt überein. Sie können jeder göttlichen Echtheitsprüfung gelassen entgegenblicken.
Elisabeth Weise