Wenn also jemand mit Christus verbunden ist, ist er eine neue Schöpfung: was er früher war ist vergangen, etwas Neues ist entstanden.
2. Korinther 5,17
In Klöstern der Äthiopischen-Orthodoxen Kirche sind jahrhundertealte Handschriften der Heiligen Schrift erhalten geblieben, da diese Klöster oft auf schwer zugänglichen Bergen stehen oder sogar in Felswände gehauen sind. Darunter befinden sich auch Abschriften von Briefen das Apostels Paulus. Diese wurden von Paulus vor fast 2000 Jahren an Leute im damaligen Kleinasien geschrieben. Die Menschen lebten unter römischer Herrschaft und antiker Kultur, also unter ganz anderen Umständen als wir heute. Was können diese alten Briefe mir und Ihnen im modernen, dynamischen 21. Jahrhundert noch sagen, dachte ich - diese alten Schriftrollen betrachtend.
Sehr viel, wenn wir diese als persönlich an uns adressiert lesen. Vergleichen wir einmal den Einfluss der persönlichen Ansprache am Beispiel aus Paulus‘ Brief an die Römer in Kapitel 8, Vers 10, der im Original lautet: »Wenn nun also Christus in euch ist, bleibt der Körper zwar dem Tode verfallen aufgrund der Sünde, der Geist aber erfüllt euch mit Leben aufgrund der Gerechtigkeit, die Gott euch geschenkt hat.« Und jetzt lesen wir denselben Vers, den Paulus an mich geschrieben hat: »Wenn nun also Christus in mir ist, bleibt der Körper zwar dem Tode verfallen aufgrund der Sünde, der Geist aber erfüllt mich mit Leben aufgrund der Gerechtigkeit, die Gott mir geschenkt hat.« Das hört sich doch viel kraftvoller an!
Der Unterschied kommt noch stärker zum Ausdruck in unserem Leitvers aus Paulus‘ zweitem Brief an die Korinther: Wenn wir darin »jemand« und »er« mit »ich« ersetzen, spricht mich das viel direkter und persönlich an und liest sich wie folgt: »Wenn also ich mit Christus verbunden bin, bin ich eine neue Schöpfung: was ich früher war, ist vergangen, etwas Neues ist entstanden.«
Martin Grunder