In der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts entwickelten sich in den christlichen Gemeinden Probleme, wie wir sie in der heutigen Postmoderne auch erleben. Petrus warnte die Leser seines zweiten Briefes vor zukünftigen Gefahren – einige Jahre später beschrieb Judas bereits, wie sich inzwischen Verführer in die Gemeinden eingeschlichen hatten, die ein merkwürdiges Doppelleben führten und proklamierten: »Pflege das Leben in der Gemeinde und befriedige parallel dazu in völliger Hemmungslosigkeit deine fleischlichen Begierden!« Die neue Dimension der Gefahr bestand darin, dass diese Menschen nicht mehr heimlich in schlimmen Sünden lebten, sondern ganz offen lehrten, das weltförmige Verhalten habe keinerlei negative Auswirkungen auf die geistliche Verbindung des Menschen zu Gott.
Im Zuge der »neuen Toleranz« wird heute erwartet, dass Sünden wie außerehelicher Geschlechtsverkehr oder Homosexualität nicht nur geduldet, sondern auch noch gelobt und propagiert werden. Die Warnung des Apostel Paulus, dass wir nicht unsere christliche Freiheit zu einem »Freibrief für das Fleisch« machen sollen (Galater 5,13), wird unterhöhlt und ins Gegenteil verkehrt. Christen, die den in der Welt akzeptierten Lebensstil als Sünde ablehnen, grenzt man als intolerante, religiöse Fanatiker aus. Gegen die Gefahr, uns davor zu fürchten, sind wir zum Kampf aufgerufen, um für das ein für allemal – und somit unveränderliche – Glaubensgut einschließlich der darin enthaltenen ethischen Maßstäbe einzutreten. Aber wir sind nicht allein. Gott ist auf unserer Seite. Und er gibt uns die Zuversicht, auf der Seite des Siegers zu stehen. Hartmut Ising