Viele Menschen haben eine sehr begrenzte Vorstellung von Gott. Sie trauen ihm gerade noch zu, dass er den Urknall verursacht und die Evolution gesteuert hat. Doch im Wesentlichen, meinen sie, habe er sich aus dem Weltgeschehen in zurückgezogen. Zum Beten müsse man besondere Räume wie Kirchen aufsuchen, eine bestimmte Haltung einnehmen oder vorformulierte Worte wie das »Vater-Unser« möglichst oft wiederholen. In den eigenen vier Wänden kommt vielleicht noch ein Tischgebet oder mit Kindern ein Gute-Nacht-Gebet in Frage.
In der Bibel wird uns ein anderer Eindruck von Gott vermittelt. In Jeremia 23,24 heißt es: »Meint ihr, jemand könnte sich so vor mir verstecken, dass ich ihn nicht mehr sehe? Ich bin es doch, der den Himmel und die Erde erfüllt, ich, der Herr!« In Psalm 139 bekennt David unter anderem: »Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht schon wüsstest.« Das bedeutet, dass Gott uns nicht nur sieht, sondern sogar unsere Gedanken kennt. Ihm gegenüber gibt es keinen »Datenschutz«. Er ist aber wohl auch der Einzige, der mit allen Daten richtig umgehen kann.
Von Gott total durchschaut zu sein muss daher kein Nachteil sein. Andererseits will er aber auch, dass wir zu ihm beten und Kontakt mit ihm aufnehmen. Denn nur dann verändert sich unsere Beziehung zu Gott. Es gilt, zuallererst die Frage unserer Schuld mit ihm zu klären. Durch seinen Sohn will er sie uns vergeben, doch nur wenn wir ihn darum bitten. Wenn wir dann mit Gott versöhnt sind, kann ein Leben beginnen, in dem Gott unser wichtigster Gesprächspartner wird.
Günter Seibert