Das ist wirklich ein guter Grundsatz. Wenn das nur mehr realisiert würde. Aber wie sieht es im täglichen Leben aus?
Da fällt mir eine Begebenheit von einer meiner Israel-Reisen ein. Anfang der 80er Jahre fuhr ich von Haifa mit dem Auto Richtung Nablus. An den Straßen standen damals viele Anhalter, oft Soldaten, die nach Hause oder zur Garnison wollten. Bei so viel ausgestreckten Daumen musste man einfach auf die Bremse treten. Zwei Soldatinnen wollten auch in Richtung Nablus und stiegen zu.
Schnell waren wir bei dem Thema Glauben. »Euer Messias ist mein Herr«, sagte ich. Eine der Soldatinnen erzählte: »Wissen Sie, mein Freund ist im Yom Kippur-Krieg gefallen. Seitdem bedeutet mir Religion nichts mehr. Ich baue mein Leben auf Liebe.« Und dann unterhielten wir uns, wie schwankend dieser Boden doch ist und wie unsere Gefühle sich verändern können. Nur einer liebt wirklich, Gott; Er hat den Beweis davon gegeben durch seinen Sohn. Mit Gott müssen wir über unser Elend reden und dann erfahren wir echte Liebe, die bleibt.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Danke«, sagte sie, »ich will darüber nachdenken.« Und fest drückte sie meine Hand. Gerne nahm sie ein Neues Testament an. Gerhard Schwabe