»Schreiben ist schwer«, sagte kürzlich ein Kolumnist. »Schreiben ist eine rumpelige Straße ... Ich weiß, dass ich Tage habe, wo ich elendig schreibe.« Dieses Bekenntnis wiegt umso schwerer, als Besagter einer der Fähigsten seiner Zunft ist. Ein renommierter Buchautor weiß gar von »Angst vor dem leeren Blatt«. Das ist kein geringer Trost, wenn man vor einer leeren Seite sitzt, die ein Kalenderblatt werden soll.
Da war zunächst ein Gedanke, eine Idee, ein Bibelvers. Aber wie die Sache anfangen, wie den Text aufbauen und gliedern, wie die Botschaft »rüberbringen«, und - last, not least - wie den Beitrag beenden? Und was könnte »die Frage zum Nachdenken« und »der Tipp für's Leben« sein? Eine ansprechende Überschrift wird auch noch gebraucht. Und bei all dem soll man einen vorgegebenen Umfang einhalten! Ja, »Schreiben ist schwer« - zumindest ist es nicht immer die reine Freude.
Die biblischen Schreiber hatten es (scheinbar?) leichter, denn sie hatten nur niederzuschreiben, was Gott ihnen eingab. Da war kein Raum für eigenes Gedankengut. Gott, als der eigentliche Autor, stand hinter den 70 Büchern, die von verschiedenen Schreibern innerhalb eines langen Zeitraums verfasst wurden. Deshalb ist die Heilige Schrift von Anfang bis Ende eine homogene, sich ergänzende und sich selbst erklärende Einheit.
Folgt man Martin Luther, dann rang Gott nach Worten, als er sich uns in der Bibel mitteilen wollte und sich dabei der menschlichen Sprache zu bedienen hatte. »Die Bibel ist Gottes armselige Magd«, hatte der Reformator gesagt. Und doch ist sie ein geniales Werk, geschaffen mit »beschränkten Mitteln«. So etwas konnte nur Gott! Johann Fay