Vor einem Jahr ereignete sich bei St. Peter-Ording eine spektakuläre Rettungsaktion. Ein Wattwanderer, der die bizarren Eisformationen an der Nordseeküste fotografieren wollte, fand nach Einbruch der Dämmerung nicht mehr zur Küste zurück und irrte orientierungslos zwischen den Packeisbergen umher - eine lebensbedrohliche Situation. Entgegen den Warnungen hatte er sich alleine ins Watt gewagt, nun suchte er vergeblich im Wettlauf mit der Flut mit seiner kleinen Taschenlampe zwischen den aufgetürmten Eismassen den Weg zum rettenden Festland.
Zeitgleich schaltete eine Frau im viele hundert Kilometer entfernten Westerwald ihren Computer ein, um den Sonnenuntergang an der vereisten Nordseeküste zu beobachten - per Webcam. Dabei entdeckte sie einen Lichtkegel, der zwischen den Eisbergen umherirrte, und bei genauerem Hinsehen konnte sie die Gestalt des Wattwanderers entdecken. Sofort griff sie zum Telefonhörer und benachrichtigte die Polizei in St. Peter-Ording, die einen Streifenwagen zum Strand schickte und den Verzweifelten rechtzeitig ans sichere Land lotste.
So ähnlich ist im 107. Psalm, aus dem der Tagesvers entnommen ist, von Menschen die Rede, die sich in einer verzweifelten Notsituation befanden, weil sie »widerspenstig gewesen waren gegen die Worte Gottes und den Rat des Höchsten verachtet hatten«. Trifft das nicht bis heute unsere Situation? Viele verachten Gottes Rat und meinen, ohne ihn auskommen zu können. Erst später merken sie, dass sie orientierungslos umherirren und dem Tod entgegengehen. Aber damals wie heute ist Gott ein Gott, der Hilferufe hört und rettend eingreift. Auch wenn er unsichtbar ist, ist er nicht fern von uns und zur rechtzeitigen Hilfe bereit. Gerhard Kautz