Ist denn nicht »Stille« eigentlich nur was für weltabgewandte Mönche in irgendeinem Kloster? Für uns zählt eigentlich mehr das pulsierende Leben! Wir wollen doch möglichst immer mittendrin sein, da, wo das Leben spannend und abwechslungsreich ist. Und wenn es gerade einmal nicht möglich ist, von Menschen und dem damit verbundenen Rummel umgeben zu sein, dann muss doch wenigstens der Fernseher oder das Radio laufen - egal, was man gerade dabei tut. Und wenn man unterwegs ist, dann geht der Mp3-Player natürlich mit auf die Reise.
Doch Gott hat sich das für unser Leben anders gedacht. Gott möchte, dass wir uns immer wieder mal Zeit für eine »Auszeit« mit ihm nehmen, um seine Gedanken besser kennenzulernen und von ihm Wegweisung zu erhalten. Und dafür sind nun mal Augenblicke der Stille unerlässlich. Aber diese Zeiten der Stille sollten sich nicht etwa auf die Passionszeit beschränken, in der mancher gern »Einkehrtage« hält.
Es ist wie bei einem See. Wenn er vom Wind aufgewühlt ist, dann kann man zwar Steine in ihn hineinwerfen, doch weil die Oberfläche in permanenter Bewegung ist, sind die Wellen, die diese Steine verursachen überhaupt nicht auszumachen. Doch wenn der See still ist, dann löst ein noch so kleiner Stein auf der glatten Oberfläche deutlich sichtbare Kreise aus.
So ist es auch in unserem Leben. Wie soll Gott unsere Seele beeinflussen, wenn wir ständig in Bewegung sind und es ständig um uns herum brodelt und quirlt? Wenn wir uns jedoch Zeit für die Stille mit ihm nehmen, wenn wir bei ihm zur Ruhe kommen, dann werden wir merken, wie er unser Dasein beeinflusst, uns verändert und uns klarmacht, was er von uns möchte. Stefan Nietzke