Den Herrn Böhmermann kannte ich früher nicht. Erst als sein Name durch die Presse ging, wurde ich mit ihm bekannt. Da hatte also jemand den Herrn Erdogan auf aufsehenderregende Art angegriffen und breiten öffentlichen Beifall gefunden. Weil aber die Reaktionen nicht ganz einheitlich waren, fragte ich mich, ja, was hat er denn nun eigentlich gesagt? Nachdem ich fündig geworden war und gelesen hatte, spürte ich in mir zwei Reaktionen. Einerseits war ich auch der Meinung, dass dieser Erdogan einiges an Abweisung verdient hatte. Aber dann der Ton und die Wortwahl?! Ich kam zu dem Urteil, dass man so etwas nicht veröffentlicht, und zwar nicht wegen des Herrn Erdogan, sondern um der eigenen Selbstachtung willen. Solch hemmungsloses Wühlen im Dreck legt den Verdacht nahe, dass der Politiker nur dazu dient, einmal ohne Hemmungen rauszulassen, was da drin brodelt und köchelt.
Was für mich fast noch schwerer wog, war die Reaktion vieler Medien. Die bildeten fast eine Phalanx der Ablehnung gegen Erdogan, warum sollten sie auch nicht? Aber waren sie auch gezwungen, die Auslassungen des Herrn Böhmermann gut zu finden? Kaum ein Wort der Kritik, das wenigstens zwischen Inhalt und Form getrennt hätte. Es wird heute unablässig von Verletzungen der Menschenwürde geredet. Dabei übersieht man leicht, dass man die eigene(!) Menschenwürde auch verletzen kann.
Jesus sagt: »Was aber aus dem Munde ausgeht, kommt aus dem Herzen hervor, und das verunreinigt den Menschen« (Matthäus 15,18). Wir sollten uns alle vielmehr darüber Gedanken machen, ob das, was wir in unserem Innern wachsen lassen, uns selbst entehrt und beschämt. Denn »bei der Menge der Worte fehlt Übertretung nicht; wer aber seine Lippen zurückhält, ist einsichtsvoll« (Sprüche 10,19). Karl-Otto Herhaus