Gerade ist Karneval mal wieder vorbei. Nach all dem Verkleiden ist jetzt der Alltag wieder angesagt. Die närrische Zeit ist vorüber, und das Fastnachtskostüm wird für ein Jahr zurück in den Schrank gehängt. Als kleiner Junge habe ich mich immer auf diese Zeit des Karnevals gefreut. Meine Mama nähte meist selbst ein Robin-Hood- oder Cowboy-Kostüm für mich und meinen Bruder. Und ich konnte es gar nicht erwarten, mich damit draußen zu zeigen und zu schauen, was für eine Verkleidung die anderen Kinder hatten.
Mit dem Älterwerden bemerkte ich, der ich ein ziemlich ängstlicher und zurückhaltender Typ war, dass ich mich hinter meiner Verkleidung sehr gut verstecken und den Coolen mimen konnte. Allmählich ging in mir eine Verwandlung vor sich, und meine äußere Verkleidung veränderte sich zu einer inneren Maske. Ich verhielt mich nicht mehr nur an Karneval so, wie ich meinte, in der jeweiligen Situation sein zu müssen, um am meisten Anerkennung und Erfolg zu bekommen. Es funktionierte und machte Spaß. Aber immer öfter fühlte ich mich in mir selbst fremd und war einfach ausgelaugt. Mal wieder ich selbst sein, das war meine Sehnsucht.
Als ich anfing, die Bibel zu lesen, stieß ich bald auf den Tagesvers: Kein Geschöpf ist vor Gott unsichtbar, sondern alles ist bloß und aufgedeckt! Einerseits spürte ich bei diesen Worten ein Unbehagen in mir. Andererseits wurde mir aber auch bewusst: Gott sieht mich ja, wie ich wirklich bin. Ihm kann und brauche ich nichts vorzumachen. Er hat mir seine Liebe in seinem Sohn Jesus gezeigt, und er ermutigte mich, alle meine Masken abzulegen, aber auch alle meine Peinlichkeiten, Fehler und Sünden vor ihm aufzudecken, damit er sie mir vergeben konnte. Zu ihm darf ich kommen und einfach ich sein. Unmaskiert.
Bernd Grünewald