Wir verweilen noch einen zusätzlichen Tag am Horeb, weil es weitere interessante Fakten dazu gibt. Auf dem Gipfel des Berges stehen eine Moschee aus dem 12. Jahrhundert sowie eine christliche Kapelle, die 1934 auf den Ruinen einer im 6. Jahrhundert unter Kaiser Justinian errichteten Basilika gebaut wurde (Quelle: wikipedia). Zwei der größten Weltreligionen haben hier also ihre Spuren hinterlassen. Ob man aber deswegen dort Gott näher ist, darf bezweifelt werden. Und bis man diese Bauwerke schließlich erblickt und besichtigen kann, müssen nicht nur die 750 Stufen kurz vor dem Gipfel, sondern insgesamt sogar fast 4000 Stufen überwunden werden.
Die Mühe, diesen Berg zu besteigen, könnte man sinnbildlich durchaus mit der Anstrengung vergleichen, Gottes Forderungen in seinem Gesetz zu erfüllen. Die 4000 Stufen zu bewältigen, ist schon kaum vorstellbar und für viele nicht zu schaffen; das Gesetz Gottes in allen Einzelheiten zu halten, ist jedoch tatsächlich für jeden von uns unmöglich. Auf dem Weg eigener Anstrengung kommt man also nicht bei Gott an, das wollte Gott mit dem Gesetz deutlich machen. Und alle Religionen – im Bild aus heutiger Sicht gesprochen – bleiben letztlich auf dem »Berg des Gesetzes« stecken und erreichen den Himmel, also Gott, nicht.
Ein einfaches Gipfelkreuz auf diesem Berg hätte eigentlich genügt, denn das würde jedem Besucher zeigen, welchen Weg Gott selbst zu sich gebahnt hat. Das Kreuz spricht nämlich von der Gnade Gottes, die er jedem gewährt, der sich und Gott die Hilflosigkeit seiner Bemühung eingesteht und sich auf das verlässt, was Gott in Jesus Christus tat, um die Menschen für seine Gegenwart passend zu machen: allein durch die Gerechtigkeit aufgrund des Glaubens.
Joachim Pletsch