Es gibt sie tatsächlich: Menschen, die keine körperlichen Schmerzen empfinden können. Sie leiden an CIPA (Congenital Insensitivity of Pain with Anhidrosis), einer extrem seltenen, durch einen Gendefekt hervorgerufenen Krankheit. Was auf den ersten Blick ein Vorteil zu sein scheint, hat in der Realität schlimmste Folgen: Schmerzen warnen uns vor dem Stein im Schuh und der heißen Herdplatte; die Angst vor Schmerzen hindert uns an tollkühnen und lebensgefährlichen Aktionen. Menschen ohne Schmerzempfinden verletzen sich daher schwer, besonders als Kinder. In dem Artikel, den ich über diese geheimnisvolle Krankheit las, wurde allerdings noch ein anderes Phänomen beschrieben: Diesen Menschen fällt es schwer, Mitleid zu empfinden, und man versucht, es ihnen in besonderen Therapien beizubringen. Wer selbst nie gefühlt hat, wie es ist, Migräne oder Zahnschmerzen zu haben, für den ist es schwer, leidenden Menschen Empathie zu zeigen. Wer nie gelitten hat, kann schwerlich Mitleid haben.
Manche meinen vielleicht, Gott wäre weit entfernt, hätte keine Vorstellung von unserem Leben und könnte gar nicht nachempfinden, wie es uns Menschen geht. Dies mag für die Götter vieler Religionen stimmen, doch der Gott der Bibel ist anders. Er ist in Jesus Christus Mensch geworden und hat alles das erlebt, was unser Leben auf der Erde schwer macht: Müdigkeit, Hunger, Stress, körperliche Schmerzen, auch negative Gefühle wie Enttäuschung und Einsamkeit. Jesus kennt und versteht uns, weil er diese Dinge selbst durchgemacht hat. Wenn wir zu ihm beten, brauchen wir ihm nicht erst unsere Lage zu erklären. Was für eine einzigartige Botschaft: Der Gott der Bibel ist kein entfernter Gott, sondern nah – einem jeden von uns.
Elisabeth Weise