»Früher war alles besser!« So hört man es gelegentlich. Vielleicht habe ich es sogar selbst schon gedacht. Manche sehnen sich nach »den guten alten Zeiten«. Sie meinen, dass es angenehmer für sie gewesen wäre, wenn sie damals gelebt hätten. So gibt es Leute, die vom Mittelalter träumen. Sie bilden Ritterorden und organisieren Ritterfeste, die das mittelalterliche Leben wiederaufleben lassen. Andere wünschen sich, bei den Indianern gelebt zu haben. Sie bauen sich echte Indianercamps, ziehen sich indianisch an und versuchen, für ein paar Wochen in Tipis zu leben. Das Erleben und Gefühl des Indianerdaseins ist für sie eine reizvolle Erfahrung. Vielleicht steckt die Sehnsucht nach dem einfacheren Leben dahinter oder der Wunsch, den momentanen Umständen zu entkommen?
Waren die früheren Zeiten wirklich besser? Wir kennen die täglichen Nöte nicht, die die Menschen früherer Zeiten hatten. Das Leben war immer schon voller Mühe und Sorgen. Dann die beschwerlichen hygienischen Bedingungen, Krankheiten und Seuchen! Wer möchte das zurückhaben? Der Blick auf die Vergangenheit verbessert das Jetzt auch nicht. Deshalb fordert uns der Bibelvers auf: Sprich nicht, dass die früheren Tage besser waren. Oder wie es Karl Valentin humorvoll sagte: »Heute ist die gute alte Zeit von morgen.«
Das Leben geschieht immer im Heute und im Jetzt. Heute ist der Tag, den ich nutzen kann. Jeder Tag ist ein Tag, an dem ich dankbar mit Gott leben darf. Und das genau in den Lebensumständen, in denen ich mich gerade befinde. Ein falsches Sehnen nach besseren Zeiten lähmt uns nur und macht niedergeschlagen. Wir müssen weder auf bessere Zeiten warten, noch dürfen wir uns nach den guten alten Zeiten von damals zurücksehnen. Manfred Herbst