Ist die Bibel in ihrer Berichterstattung nicht sehr nüchtern? Wenn wir unseren Kindern die Geschichte von David und Goliat erzählen, ziehen wir alle Register der Übertreibung. David wird zu einem kleinen Knirps geschrumpft und Goliat wächst zu einem Wolkenkratzer. Auch in vielen Abbildungen ist der Elitesoldat Goliat ins Märchenhafte überzeichnet.
Aber was berichtet uns die Bibel? Der »kleine« David hatte immerhin schon Erfahrung in Großwildjagd (1. Samuel 17,34) und König Saul probierte ihm sogar seine Rüstung an. Und Goliat? Die Länge von sechs Ellen und einer Spanne ergibt in Zentimeter umgerechnet … Na, raten Sie! (Lösung s. unten) Das erinnert mich an eine Biologie-Stunde. Es ging um menschliche Herzleistung und Blutdruck. Unser Lehrer bezeichnete damals Goliat als medizinische Unmöglichkeit. Kein Herz habe Pumpleistung für 3 Meter.
Eine solche Größe ist sicher ein ungewöhnliches, aber doch kein unmögliches Phänomen. Man hat in Palästina menschliche Skelette von ähnlicher Größe und aus ungefähr derselben Zeit gefunden. Doch man muss gar nicht weit gehen, um Vergleichbares zu bestaunen. Im Medizinhistorischen Museum von Ingolstadt steht das Skelett von Thomas Hasler. Er starb 1876 mit nur 24 Jahren. In diesen zwei Dutzend Jahren wuchs er auf 2,35 m. Er war der größte Bayer, der je gelebt hat.
Unser Problem mit der Bibel liegt nicht in ihrer Unglaubwürdigkeit. Dafür hat sie zu viele bestechende Wahrheitsbeweise auf ihrer Seite. Irgendwie werde ich gerade wieder an meinen Biologielehrer erinnert: Liegt das Problem vielleicht doch in unseren Herzen?
Andreas Fett