Das gewaltige Musikwerk »Parsifal« von Richard Wagner, das heute vor 125 Jahren uraufgeführt wurde, ist keine Oper im landläufigen Sinne. Der Komponist gab ihm den Namen »Bühnenweihfestspiel« und deutet damit an, was er dem Publikum vorstellen wollte: etwas sehr Erhabenes. Worum geht es?
Die Geschichte von Parsifal nimmt Wagner als Vorlage, um das alte Thema von Schuld und Erlösung darzustellen. Amfortas, der Herrscher über den Leben spendenden Gral, leidet durch eigene Schuld an einer unheilbaren Wunde und kann nicht leben und nicht sterben. Nur wenn ein reiner Tor erscheint und durch mitleidvolles Fragen Anteil an seinem Leiden nimmt, wird er erlöst und kann in Frieden abtreten.
Dieser Tor naht der Gralsburg in Gestalt Parsifals. Er wird auch als der verheißene Erlöser wahrgenommen. Doch wenn das Wunder der Heilung geschehen soll, muss Parsifal den König nach der Ursache seines Leidens fragen. Doch der junge Mann scheitert, weil er diese Frage nicht über die Lippen bringt. Er wird mit Schimpf und Schande aus der Burg gejagt. Nun irrt er ziellos durch die Welt. Doch macht er jetzt eine innere Wandlung durch, die es ihm ermöglicht, Amfortas doch noch zu erlösen.
Dass dieses Stück mit christlichem Gedankengut geradezu gesättigt ist, ist unübersehbar. Deswegen ist es aber noch kein christliches Stück. Es geht hier um das Heil der Seele, doch die Antwort ist nicht die, die die Bibel gibt. Diese ist ebenso einfach wie inhaltsschwer, so wie es der obige Vers sagt. Jesus ist das Heil der Welt und das Heil jedes einzelnen Menschen. Karl-Otto Herhaus