Ein Raubüberfall wird vor Gericht verhandelt: Der Täter soll Waren entwendet und mit seinem Pkw auf die verfolgenden Verkäufer gezielt zugefahren sein. Der Angeklagte hat die Tat als solche gestanden. Nur die Umstände der Gewaltanwendung schildert er anders, nämlich harmloser als in der Anklageschrift beschrieben. Daher werden die Zeugen nicht mehr zur Identität des Täters befragt, sondern nur noch zum Tatgeschehen. Nach ihrer Vernehmung verfolgen die Zeugen den Rest der Verhandlung als Zuschauer. Es folgen Plädoyers und das letzte Wort des Angeklagten. Danach zieht sich das Gericht zur Urteilsberatung zurück.
Doch die Zeugen verstehen nicht: Derjenige, der auf der Anklagebank sitzt, war doch gar nicht der Täter! Auf der Anklagebank sitzt der Falsche! Sie informieren den Staatsanwalt, dieser das Gericht. Und in der Tat: Konfrontiert mit den Angaben der Zeugen gesteht der Mann, er habe die Schuld auf sich nehmen wollen, um den wahren Täter zu decken. Warum er das tat, sagt er allerdings nicht. Seine Motivation bleibt verborgen.
Jesus Christus ist auch zu Unrecht angeklagt worden. Sein Richter musste bekennen: Ich finde keine Schuld an ihm. Trotzdem wird er von ebendiesem Richter, Pilatus, auf politischen Druck hin zu Unrecht zum Tode verurteilt, für Taten, die er nicht begangen hatte. Doch auch Jesus Christus hat ganz bewusst die Schuld anderer auf sich genommen. Nicht, um die wahren Täter zu decken und deren Schuld zu vertuschen, sondern um diese Schuld ans Licht zu bringen und einer endgültigen Bestrafung zuzuführen. Sein Motiv ist allerdings nicht unbekannt geblieben. Er handelte aus Liebe für eine Menschheit, die ohne sein stellvertretendes Opfer endgültig verloren wäre. Markus Majonica