»Ein Geheimtip. Für Kenner.« Mein Gastgeber flüstert beinahe, denn seine Frau sieht’s nicht so gern, dass er nun beinahe wöchentlich auf Bustour geht. Genüsslich liest er mir die kostenlosen Beigaben aus der Ankündigung für die Fahrt nach Dresden, zum Brezelmarkt, vor. Teilnahme an der Verkaufsveranstaltung während des Frühstücks wird erwartet. Ja - kauft denn irgendjemand dort wirklich etwas? Doch, manchmal soll es sogar wie ein Dammbruch sein, wenn die erste und zweite Heizdecke zu 677 DM verkauft ist, greifen plötzlich noch 10 andere Damen zu. Ärger gibts schon mal, wenn so eine männliche Rentnergruppe zu kernige Zwischenbemerkungen macht. »Läuft denn da keiner raus?«, frage ich. Nein, denn die Lokale werden gezielt in einsamen Gegenden ausgewählt. Nur hier kann man zwei Stunden auf den Gästen mit Werbebotschaften herumtrommeln. Und warum fährt man immer erneut mit? Na, aus Langeweile und um ein wenig Gemeinschaft zu haben.
Ich sage noch ein »Gute Nacht« und gehe in mein Zimmer. Beim Einräum- Versuch meiner Kleidung in die Schrankwand fallen mir förmlich einige Verkaufsfahrt-Teilnahme-Prämien entgegen: Kaffeemaschine, Ess-Service, Tauchsieder. Alles Dinge, die mein Gastgeber-Haushalt nicht braucht; weil schon vorhanden. Was treibt diesen Menschen? Langeweile und der Mangel an Gemeinschaft. Schätze auf der Erde sollen beidem abhelfen und können es doch nur für Augenblicke. »Schätze im Himmel« haben bleibenden Wert, weil sie dem Unbefriedigtsein in unserer Seele für immer abhelfen können. Wie schade, wenn man stattdessen nur etwas erwirbt, was von Motten und Rost gefressen wird! Klaus Spieker