Ein Urlauber in Spanien lief durch einen Weinberg. Dabei traf er einen Winzer und trat interessiert näher, um ihm bei der Arbeit zuzuschauen. Erstaunt beobachtete er, wie der Winzer dem Weinstock rundherum die Erde abgrub, die Wurzeln freilegte und diese kappte. Warum? Würde der Weinstock jetzt nicht absterben?, fragte er irritiert den Winzer. »Nein, er soll leben«, gab der Winzer lächelnd zur Antwort. »Jetzt in der Regenzeit ist das Wasser an der Oberfläche. Der Weinstock entwickelt viele Oberflächenwurzeln und streckt sich danach aus. Aber es kommt die Trockenzeit, wo die Oberfläche des Bodens steinhart wird. Dann helfen die Oberflächenwurzeln nicht mehr und der Baum würde vertrocknen. Wenn ich ihm jetzt die Oberflächenwurzeln kappe, dann fließt seine Kraft in die Hauptwurzel, die nach unten wächst. Wenn es dann trocken wird, bekommt der Weinstock trotzdem genug Wasser, denn die Wurzel ist tief genug, um die noch wasserführenden Erdschichten zu erreichen.«
Auf unserer gestrigen Kalenderseite haben wir darüber nachgedacht, wie wir uns in schwierigen Situationen bedingungslos auf Gott einlassen können und dann lernen, in ihm zur Ruhe zu kommen. Loszulassen und in Gott zur Ruhe zu kommen, ist freilich ein Lernprozess: »Ich habe gelernt ...« (Philipper 4,11), macht Paulus deutlich. Gott ist unser Lehrer. Er lässt zu, dass uns Sicherheiten und Annehmlichkeiten wegbrechen, damit unsere Beziehung zu ihm stärker wird. Wenn wir diese Lektion gelernt haben, können wir auch Zeiten überstehen, in denen uns nichts mehr bleibt als Gott allein. Die Verbindung mit ihm erschließt uns die Quelle, aus der wir immer trinken können. Thomas Pommer