Halb verhungert und fast erfroren schleppten sich die Überlebenden von Napoleons Großer Armee auf dem Rückzug durch das eisige Russland. Da kam der Befehl, die Kisten mit dem erbeuteten Gold einfach zurückzulassen, weil sie so schwer waren. Gleich stürzten sich die ausgehungerten Soldaten auf das Gold, und jeder schleppte so viel fort, wie er tragen konnte. Das kostete manchen das Leben. Sank er mitsamt seiner goldenen Last in den Schnee, riss ihm ein anderer schon die Beute fort, um danach selbst darunter zusammenzubrechen. Man berichtet, dass mancher Goldbarren nacheinander dreißig Opfer gefordert hat.
Jemand schrieb dazu, dass auch heute viele Christen auf dem Rückzug aus dem »Kampf des Glaubens« sind und sich dabei mit vielen Dingen beladen, die ihnen das Gehen so schwer machen, dass sie darunter zusammenbrechen. Man meint, vieles nötig zu haben, was die Werbung uns so schrill vor die Augen malt, oder man macht Überstunden, damit die Reise nach Hawai bezahlt werden kann. Mancher wollte auch schnell reich werden, um bald nur noch ums nackte Überleben zu kämpfen, weil alles nicht so lief, wie es geplant war. Und über all diesen Anstrengungen geht das geistliche Leben vor die Hunde.
Damals, in Russland, war jeder gut beraten, der sich nicht mit dem Beutegold abschleppte, sondern vor allem das Ziel vor Augen hatte, heil dieser »Hölle« zu entrinnen. Das alles soll nicht bedeuten, wir dürften im Leben nicht vorwärtskommen; doch »was wird es einem Menschen nützen, wenn der die ganze Welt gewönne, aber sein Leben einbüßte?« Das Endziel dürfen wir bei all unseren Bemühungen nicht aus den Augen verlieren, und das ist, mit dem Willen Gottes übereinzustimmen.
Hermann Grabe