So heißt eine Erzählung von Adalbert Stifter. Sie ist heute nicht mehr so bekannt. Doch verdient hätte sie es. Früher wurde sie oft zur Weihnachtszeit gelesen, obwohl sie im engeren Sinne keine Weihnachtsgeschichte ist. Es geht um zwei Geschwister, die am Nachmittag des 24. Dezember von ihrer Mutter ins Nachbardorf geschickt werden, um die Großeltern zu besuchen. Auf dem Rückweg, es dämmert schon, werden sie vom Schnee überrascht. So verfehlen sie den Weg ins Heimatdorf und geraten immer weiter bergan ins Hochgebirge. Als es zu schneien aufhört und der Himmel sternenklar wird, weiß der Junge, dass sie sich verirrt haben. Eiswände zeigen ihnen, dass sie an einem Gletscher angekommen sind. Im Schutz einer Gletscherspalte beschließen die zwei zu übernachten. Dem Jungen ist klar, dass sie nicht einschlafen dürfen, sie würden sonst erfrieren. So überlegt er sich alles Mögliche, um seine kleine Schwester und sich selbst wachzuhalten. Als der Schlaf doch zu kommen droht, erscheint am Himmel ein Nordlicht von gewaltiger Pracht und Dauer. Es zieht die Kinder in seinen Bann und das Farbenspiel endet erst, als es im Osten hell wird. Der Tag bricht an, und bald werden sie von Dorfbewohnern gerettet.
Die Geschichte, die sich fast kommentarlos an die Tatsachen hält, wird zu einer höchst eindringlichen Predigt. In dem kleinen Mädchen zeigt sie uns z. B., wie Vertrauen die Angst überwindet. Vor allem aber ist die Erzählung eine Geschichte vom Verlorengehen und Gefundenwerden. Denn nichts anderes will die Botschaft der Bibel den Menschen sagen, die ihr Ziel verfehlt haben und merken, dass sie allein nicht wieder nach Hause finden. Karl-Otto Herhaus