Als um 1250 n. Chr. herum die Zeit der Stauferkaiser zu Ende ging, begann die sogenannte kaiserlose oder schreckliche Zeit. Fürsten und Herzöge versuchten, sich auf Kosten der Nachbarn zu bereichern, und die kleinen Adligen verunsicherten als Raubritter das Land. Erst 1273 kam endlich wieder ein Kaiser, Rudolf von Habsburg, auf den Thron.
Ohne eine starke und gesetzestreue Regierung gilt bald das Recht des Stärkeren oder das Faustrecht. Das kann man an vielen Stellen der Welt auch heute sehen. Deshalb fordert uns die Bibel auf, für die Obrigkeit zu beten, damit wir ein behütetes Leben führen können.
Nun, Gott ist der Herr dieser Welt; aber er hat den Menschen vielfach freie Hand gelassen. Das tut er nicht, weil er zu schwach zum Regieren ist, sondern damit wir sehen können, wohin es führt, wenn wir uns nicht nach seinem Willen richten. Er will uns nämlich deutlich machen, dass in unseren Herzen Egoismus, Herrschsucht und Habgier regieren. Wer das ehrlich wahrnimmt, der wird ihn bald bitten: »Dein Wille geschehe!«
Denn mit einem solchen Herzen und ohne Gott landet man am Ende in der Hölle.
Wenn wir aber Gott regieren lassen, werden wir merken, wie seine Gesinnung durch uns zur Geltung kommt. Und wie Gott denkt und wie er ist, kann man am deutlichsten an seinem Sohn Jesus Christus sehen, der auf dieser Erde war, um uns zu zeigen, wie Gott ist. In der Bibel können wir nachlesen, wie er mit den Armen und Kranken und mit den Traurigen und Gequälten umgegangen ist. Und so ist Gott auch heute noch, und darum dürfen wir bei ihm sicher sein, dass er auch uns nur gibt, was für uns gut ist.
Sollten nicht alle anfangen zu bitten: »Dein Wille geschehe!«?
Hermann Grabe