In der Bibel wird uns von Hiob berichtet, der den Verlust seines gesamten Besitzes, aller Kinder und seiner Gesundheit zu beklagen hatte, obwohl er als gottesfürchtig und gerecht bezeichnet wird.
Als seine Freunde von seinem Unglück erfahren, besuchen sie ihn, aber sie erkennen ihn kaum wieder. Entsetzt bringen sie nach damaliger Sitte ihr Mitgefühl zum Ausdruck. Sieben Tage sitzen sie da und schweigen, denn sie spüren, wie sehr Hiob leidet.
Dann bricht es aus Hiob heraus: »Warum lebe ich überhaupt? - Wäre ich doch gar nicht erst geboren! - Was wäre mir alles erspart geblieben!« Hiob fühlt sich von Gott ungerecht behandelt. Auch die Freunde Hiobs sind ratlos. Sie gehen davon aus, dass Gott keinen Unschuldigen so straft, aber Hiob ist sich keiner Schuld bewusst. Während Hiob und seine Freunde hinter allem Geschehen das Handeln Gottes zwar nicht verstehen können, haben sie jedoch keinerlei Zweifel an seiner Existenz.
Wenn heute ein Unglück geschieht, werden ganz andere Fragen laut: »Wie kann ein allmächtiger Gott so etwas zulassen?« Und meist im gleichen Atemzug die Schlussfolgerung: »An einen solchen Gott kann ich nicht glauben!« Auch ich hätte fast meinen Glauben an Gott aufgegeben, als er nicht so reagierte, wie ich es erwartete. Doch dann wurde mir schlagartig bewusst: Wenn es keinen Schöpfer gibt, dann kann ich nur ein Zufallsprodukt sein, das völlig sinnlos auf einem winzigen Planeten im endlosen Weltall ums Überleben kämpft und schließlich doch verliert. Diese Erkenntnis trieb mich in die Arme Gottes zurück. Und er war so gnädig, mich neu seiner Gegenwart zu vergewissern. Heute kann ich mir ein Leben ohne Gott nicht mehr vorstellen.
Günter Seibert