Franz K. ist in der afrikanischen Savanne unterwegs. Er hat seinen Jeep verlassen und streift im Gelände umher, als plötzlich in einiger Entfernung ein Rudel Löwen auftaucht. Er reißt seinen Feldstecher hoch und stellt mit fahrigen Fingern die Schärfe ein, sieht, wie sie näherkommen. »Mein Gewehr!«, durchzuckt es ihn, aber das liegt im Fahrzeug; und der Jeep, die rollende Fluchtburg, ist zu weit weg. Da dreht er, einem irrwitzigen Impuls folgend, das Fernglas um, und ein Blick durchs andere Ende lässt ihn aufatmen: die Löwen sind kaum noch auszumachen. Uff! Jetzt wartet ein Präzisionsfeldstecher zwischen abgenagten Knochen auf einen glücklichen Finder ...
Die Geschichte ist natürlich frei erfunden, denn solch dusslige Glücksritter gibt es ja gar nicht. Oder doch? Kaum zu glauben, aber es finden sich im menschlichen Verhalten mehr Parallelen, als man denkt. Besonders, wenn die Leute mit »letzten Dingen«, mit biblischen Endzeitwarnungen und Gottes Rettungsangebot konfrontiert werden. Manche lassen es immerhin an sich heran, mit einer Mischung aus Nervenkitzel und Sensationslust. Andere rücken Unliebsames in weite Ferne. Das mussten schon die biblischen Propheten erfahren (siehe Tagesspruch). Man lebt, als bliebe alles beim Alten, und dreht wie unser Abenteurer das Fernglas einfach um. Wozu sich unnötig beunruhigen? Ein letztes Gericht? Wer will das schon wissen. Und weil man ja nur Opfer der Umstände ist, braucht man auch keinen Retter. Doch alles Ignorieren ändert nichts an der Realität, und Wegleugnen ist törichter Selbstbetrug. Das einzig Vernünftige wäre, den Tatsachen ins Auge zu sehen und die Chance zur Rettung zu ergreifen! Johann Fay