Bewundernd gehen die Besucher durch den Palazzo Pallavicini Rospigliosi, der eine der größten privaten Kunstsammlungen Roms beherbergt. Sie staunen über die vielen Büsten, Gemälde und Fresken. Der Höhepunkt ist für viele Kunstliebhaber das bekannte Deckenfresko »Der Zug der Aurora« von Guido Reni. Alle recken die Hälse und schauen nach oben, um das Kunstwerk in allen Einzelheiten studieren zu können. Doch das Zimmer ist sehr hoch und das Fresko so weit entfernt, dass man schnell einen steifen Hals bekommt. Es ist gar nicht möglich, die ganze Schönheit des Gemäldes von unten wahrzunehmen, geschweige denn Einzelheiten genauer zu studieren. Der Besitzer des Palazzos ist diesem Umstand entgegengekommen und hat in Bodennähe große, leicht gekippte Spiegel angebracht, die es erlauben, das herrliche Gemälde aus der Nähe zu betrachten.
Noch viel weiter entfernt und zugleich ungleich herrlicher als dieses beeindruckende Deckenfresko ist Gott. Es ist uns Menschen gar nicht möglich, ihn anzuschauen. Aber zum Glück gibt es Jesus Christus. Er hat »in Bodennähe«, also auf unserer Ebene, als Mensch unter Menschen auf dieser Erde gelebt und dabei die Schönheit und Vollkommenheit Gottes widergespiegelt. »Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen«, konnte er sagen (Johannes 14,9).
Viele Menschen schauen suchend nach oben und verzweifeln an der Unnahbarkeit Gottes. Aber blicken wir doch auf Jesus und studieren in den Evangelien sein Leben! Sein Charakter, seine Taten und sein vollkommenes Leben offenbaren, wie Gott wirklich ist. Jesus Christus hat den unsichtbaren Gott sichtbar und den unnahbaren Gott nahbar gemacht.
Elisabeth Weise