Die meisten Menschen haben sich schon mal an einer Brennnessel »verbrannt«. Doch das Gefühl täuscht. Die Brennnessel ist nicht heiß. Sie hat auf ihren gezackten Blättern winzige Nadeln, diese haben unterhalb ihrer Spitze eine Art Sollbruchstelle, wo sie schon bei einer leichten Berührung abbrechen. Es entsteht eine schräge, scharfe Bruchstelle, gleich der einer medizinischen Spritzenkanüle, die in die Haut des Opfers sticht. Der ameisensäurehaltige Inhalt (»Methansäure«) verursacht dann einen brennenden Schmerz.
Da fragt man sich doch: »Wozu gibt es überhaupt Brennnesseln?« Auch die Brennnessel ist eine Schöpfung Gottes. Sie hat ihre brennenden Nadeln als Schutz vor manchen Feinden. Sie erfüllt wichtige Funktionen in der Natur: Für die Raupen von rund 50 Schmetterlingsarten sind die Brennnesseln eine Futterpflanze. Drei unserer schönsten Schmetterlinge - Admiral, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, zusammen mit den anderen allen - sind auf die Brennnessel angewiesen, denn andere Pflanzen kommen für diese Arten nicht als Futter in Betracht. Das heißt: keine Brennnesseln - viel weniger Schmetterlinge!
Die Raupen tricksen die Brennnesseln regelrecht aus. Sie fressen sich von den Blatträndern her um die Brennhaare herum und knabbern diese von unten an, wo sie völlig ungefährlich sind.
Manche Leute essen junge Brennnesseln als Gemüse oder Salat. Sollten wir nicht unseren Tagesspruch beherzigen und den großen Schöpfer in all seinen Werken bewundern? Und wenn die Brennesseln schon so erstaunlich geschaffen sind, wie viel mehr können wir Menschen sicher sein, dass Gott etwas Großes und Gutes mit uns vorhat!
Günter Seibert