Selbst zu entscheiden und seinen Willen notfalls auch gegen Widerstände durchzusetzen, ist für viele Menschen erstrebenswert und gut. Von Johann Jakob Wilhelm Heinse stammt der Ausspruch: »Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.« Mit »Himmelreich« wollte er vermutlich der Zustand beschreiben, in dem man Erfolg hat und dem entsprechend glücklich ist. Es ist vernünftig, richtig und gut, sich Ziele zu setzen und sie zielstrebig zu verwirklichen. Entscheidend wird sein, welche Lebensziele ich anstrebe. Wichtig ist aber auch die Art und Weise, wie ich dieses Ziel zu erreichen versuche und bei wem ich mir Rat hole. Wenn mein Eigenwille der Maßstab aller Dinge ist, dann kann die Umsetzung für mich selbst sehr schmerzhaft sein, und ich kann viel Schuld auf mich laden.
Die Bibel berichtet von einem Mann mit Namen Jakob, der hatte zwar ein von Gott vorgegebenes Ziel; aber er meinte, nicht auf Gott warten zu können, sondern wollte selbst nachhelfen. So betrog er seinen Bruder und belog seinen Vater. Die Folge war nicht ein »Himmelreich«, sondern eine mehr als zwanzigjährige Flucht vor seinem Bruder Esau, der ihn wegen seines miesen Verhaltens hasste und ihn umbringen wollte. Viele Menschen haben ähnliche Erfahrungen gemacht, die sie später bereuten, aber nicht mehr rückgängig machen konnten.
In unserem Tagesvers ermahnt Mose die Israeliten, doch nur das zu tun, was Gott wohl gefällt; denn darin sei alles Wohlergehen für sie selbst begründet. Nicht wenn es nach dem Willen der Menschen, sondern wenn es nach Gottes Willen geht, können wir sicher sein, schon hier auf Erden ein gutes Gewissen und im Himmel das wirkliche Glück zu erleben.
Hermann Grabe