Wir kennen alle die Golden Gate Brücke, die sich über die Einfahrt zur Bucht von San Francisco schwingt. Zwischen zwei leuchtend roten Türmen, die jeder fast hundert Meter höher sind als die Türme des Kölner Doms, spannt sich 67 Meter über dem Wasserspiegel eine mehr als 1.300 Meter lange Fahrbahn. Bei der Eröffnung am 27.04.1937 war sie die größte Hängebrücke der Welt.
Solch ein Bauwerk erfordert nicht nur tüchtige Ingenieure, sondern auch unerschrockene Männer, die in schwindelnder Höhe mit schwerem Werkzeug und noch viel schwereren Materialien zu hantieren wissen. Damit nun keiner von ihnen in die grausige Tiefe stürzen konnte, hatte man unter der Baustelle Fangnetze ausgespannt. 27-mal haben sich diese Netze als Lebensretter bewährt. Von welchem Schlage aber die Abgestürzten waren, zeigt sich an dem Namen, unter dem sie sich zu einem Verein zusammengeschlossen haben. »Half Way to Hell Club« nannten sie ihn. In Deutschland hätten sie ihren Verein sicher »Schon halbwegs in der Hölle« genannt.
Sicher fanden sie das äußerst witzig; das ist es aber beileibe nicht. Nicht nur die tollen Burschen von der Golden Gate Brücke, sondern alle Menschen, die die Hälfte der ihnen zugemessenen Zeit schon verlebt haben, gehören zu diesem Klub, wenn sie nicht inzwischen Gottes Vergebung empfangen haben. Und wer weiß schon, wann für ihn Halbzeit ist! Es kann schon viel später sein als wir ahnen. Da ist es doch eine gute Nachricht, dass Gott Leute, die schon »half way to hell« sind, zur Umkehr einlädt und sie in die Vereinigung bringt, die nicht mit jedem Tag der Hölle, sondern dem Himmel näherkommen.
Hermann Grabe