Dann öffnete er ihnen den Sinn dafür, die Schriften zu verstehen.
Lukas 24,45
Die Hieroglyphen waren für ihre Betrachter lange Zeit ein Buch mit sieben Siegeln. Niemand konnte diese kunstvollen Zeichen auf Tempelwänden oder Papyrusblättern entziffern. Handelte es sich überhaupt um eine Schrift? War es eine Bilderschrift oder eine Buchstabenschrift? All dies blieb offen, bis heute vor 200 Jahren, am 27. September 1822, der Franzose Jean-François Champollion sein System zur Entzifferung der Hieroglyphen vorstellte. Schon früh hatte Champollion ein starkes Interesse an der alten Hochkultur am Nil entwickelt. Über Jahre hinweg befasste er sich mit antiken Schriften und damit auch mit den Hieroglyphen; er blieb aber bei deren Enträtselung lange ohne Erfolg.
Den Durchbruch verdankte er schließlich einem archäologischen Glücksfall. Während Napoleons Ägyptenfeldzug wurde 1799 bei dem Ort Raš?d (Rosette) der sog. Stein von Rosette gefunden. Dieser wies drei unterschiedliche Schriften auf: Hieroglyphisch, Demotisch und Altgriechisch. Durch den Abgleich der lesbaren (griechischen und demotischen) Textteile mit den Hieroglyphen konnte Champollion nach und nach eine detaillierte Übersetzung dieser fremden Zeichen anfertigen und sich so deren Bedeutung erschließen.
Auch die Bibel erscheint vielen heute wie ein Buch mit sieben Siegeln. Sie ist zwar nicht mit Hieroglyphen geschrieben, dennoch halten viele sie für unverständlich. Dabei birgt sie nichts weniger als den Schlüssel zum ewigen Leben. Weil Gottes Weisheit unsere jedoch bei Weitem übersteigt, benötigen wir Verständnishilfe. Anders als Champollion ist man dabei aber nicht auf einen Glücksfall angewiesen. Wer Gott ehrlich bittet, ihm seine Botschaft aufzuschließen, den lässt er sicher nicht unwissend.
Markus Majonica