Sanftmut, was ist das eigentlich? Dieses Wort hört sich ziemlich altmodisch an. Sanftmut hat heute einen Beiklang von Schwachheit, Geistlosigkeit, Mangel an Kraft und Männlichkeit. Anders in der Bibel. Hier wird Sanftmut als eine demütige und milde Haltung beschrieben, die sich jedem Angriff geduldig unterwirft und dabei keine Rache oder Vergeltung wünscht. Im Neuen Testament bezeichnet dieses Wort drei Haltungen: a) Unterwerfung unter den Willen Gottes, b) Belehrbarkeit, c) Rücksicht auf andere.
Sanftmütig sind Personen, die eine bestimmte beruhigende Eigenschaft besitzen. Sie reden Worte, die Zorn und Bitterkeit besänftigen können. Sie sind wie eine Salbe, die den Schmerz einer eitrigen Wunde lindert. Sanftmut ist wie der zärtliche Ton in der Stimme des Verliebten.
Der Sanftmütige ist gekennzeichnet durch freundliches Verhalten im Umgang mit anderen, vor allem mit schwierigen Leuten. Sanftmut ist die rechte Haltung und Atmosphäre in einer Auseinandersetzung: Ein sanftmütiger Mensch kann diskutieren, ohne die Geduld zu verlieren oder heftig zu werden. Platon sagt über die Sanftmut: »Ein Wachhund, der sich Fremden gegenüber mutig und abwehrend verhält, aber Bekannten gegenüber, die er kennt und liebt, freundlich ist, besitzt Sanftmut.«
Sanftmut ist also eine Eigenschaft, die Kraft und Milde in vollkommener Weise verbindet. Der Mensch ist wahrhaft groß, der im höchsten Grade gleichzeitig leidenschaftlich und sanft ist.
Jesus war sanftmütig, und das von Herzen. Christen sollen seinem Beispiel folgen. Denn Menschen mit dieser Charaktereigenschaft gibt es nie genug. Peter Lüling