Sie stehen morgens vor dem Spiegel. Gefällt Ihnen das, was Sie da zu sehen bekommen? Und wenn man einen Vergrößerungsspiegel nimmt und sich noch genauer betrachten kann? Ja, kommen Sie ruhig einmal ganz nahe heran, damit Sie alles, jede Narbe, jeden Pickel und die weiten Poren genau sehen können! Eigentlich gefällt man sich von weitem meistens wesentlich besser.
Genauso ist es, wenn man in den Spiegel Gottes sieht, in die Bibel. Von weitem betrachtet und »aufs Allgemeine« bezogen ist alles noch gut auszuhalten; aber wenn man diesen Spiegel dicht an sich herankommen lässt, so dass er einem die eigenen Fehler, die eigene Erbärmlichkeit vor Augen führt, das kann ganz schön ungemütlich werden.
Gott kennt sogar unsere Gedanken, auch was wir sagen, weiß er, bevor wir es ausgesprochen haben; und ebenso kennt er die Orte, die wir aufsuchen, selbst wenn niemand sonst davon erfährt. Auch wenn es dunkel ist, sieht er alles wie am hellen Tag. Fällt Ihnen vielleicht jetzt etwas ein, was er da zu sehen bekommen hat, von dem Sie gern hätten, es bliebe unentdeckt? So wird es sonnenklar: Alle haben gesündigt, und die Strafe für Sünden ist der Tod.
Das alles wäre völlig unerträglich, wenn Gott nicht auch den Ausweg geliefert hätte. Er hat den von uns verdienten Tod auf sich selbst genommen, indem er seinen Sohn all unsere Schuld büßen ließ. Er ist gestorben, damit wir leben bleiben können. Auch das steht in der Bibel, und wenn wir das glaubend annehmen, können wir wieder in diesen Spiegel blicken, und sehen, dass wir jetzt so schön aussehen, dass wir sogar Gott gefallen – um seines Sohnes willen.
Hermann Grabe